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Marktzugang und Marktzulassung mittels Normen und Standards 2007

Prof. Dr.-Ing. Norbert Müller


Das Institut für Maschinenwesen hat im Auftrag des Deutschen Institut für Normung DIN e.V. im Jahr 2007 das Projekt „Marktzugang und Marktzulassung mittels Normen und Standards“ fortgeführt, welches im Rahmen der Initiative „Innovation mit Normen und Standards (INS)“ stattfand.

Als Teil dieses Projektes wurde eine Umfrage zum Thema  durchgeführt. Ziel der Umfrage war es u.A. zu ermitteln, wie Unternehmen in Bezug auf Normen und Standards besser unterstützt werden können. Die Befragung sollte helfen, die Wirkung von Normen und Standards bei Ausschreibungen und Handelsbeziehungen zu erhellen. Außerdem sollten der Umgang mit Normung im Unternehmen sowie die unterschiedlichen Sichten auf Normen und Standards in verschiedenen Unternehmensbereichen untersucht werden.

Unten folgt eine Zusammenfassung des Abschlußberichtes dieses Projektes. Außerdem findet sich rechts ein Link zu einem Artikel über das Projekt aus den DIN-Mitteilungen vom März 2008.

Ansprechpartner:

Dipl.-Ing. Wibke Kramer
Dipl.-Ing. Erik Bormann

 
Zusammenfassung des Berichtes:
„Marktzugang und Marktzulassung mittels Normen und Standards“

Unterstützt vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technik (BMWi) hat das Deutsche Institut für Normung e.V. (DIN) im Rahmen des Projekts „Innovation mit Normen und Standards (INS)“ im Jahr 2006 drei Basisuntersuchungen vergeben. Eine dieser Basisuntersuchungen mit dem Thema „Marktzugang und Marktzulassung mittels Normen und Standards“ wurde vom Institut für Maschinenwesen (IMW) der TU Clausthal durchgeführt. In der 2006 durchgeführten Untersuchung sind verschiedene Fragestellungen bezüglich des Einflusses von Normen und Standards auf den Marktzugang und die Marktzulassung von Produkten und Unternehmen, wie z.B. Gesetzesrelevanz nationaler und internationaler Normen, der Einfluss auf unternehmensübergreifende Beziehungen oder den Marktzugang innovativer Produkte betrachtet worden. Neben ausführlichen Recherchen wurden Interviews mit Mitarbeitern verschiedener Unternehmen geführt. Um die angestellten Betrachtungen eingehender zu untersuchen und zu belegen wurde ein Fragebogen erarbeitet, mit dem in einem Folgeprojekt anhand einer Industriebefragung die aus einzelnen Befragungen gewonnen Ergebnisse überprüft werden sollten.
Mit der Fortsetzung des Projekts im Jahr 2007 wurde auf Basis der 2006 erzielten Ergebnisse und mittels des erarbeiteten Fragebogens eine breit gestreute Befragung in Unternehmen verschiedener Branchen durchgeführt. Ziel war es neben der Überprüfung der im Vorjahr gewonnenen Ergebnisse verschiedene Aspekte aus dem Bereich der Normung (Umgang der Unternehmen mit Normen und Standards, Anwendung, Umsetzung, Verwaltung, Gremienarbeit, …) zu beleuchten und daraus Handlungsempfehlungen abzuleiten, die helfen sollen, den Umgang mit Normen und Standards zu verbessern und die Mitarbeit an der Normung erstrebenswerter zu machen.
Es hatte sich gezeigt, dass die Sichtweise, die Mitarbeiter verschiedener Betriebsbereiche auf Normen und Standards haben, sich je nach Tätigkeitsfeld unterscheidet. Auf diesem Hintergrund wurde der Fragebogen in fünf Teile untergliedert. Neben einem allgemeinen Teil, der abteilungsübergreifende Fragen enthielt, wurden speziell die Geschäftsbereiche Einkauf, Konstruktion & Entwicklung, Vertrieb und Normung angesprochen. Es wurde eine Reihe von Fragen, die im Multiple-Choice Verfahren beantwortet werden konnten, gestellt. Des Weiteren wurden die Befragten gebeten Probleme mit Normen und Normung zu benennen und Verbesserungen vorzuschlagen.
Die Umfrage wurde sowohl postalisch in Papierform verbreitet als auch als Onlineversion auf den Internetseiten des IMW mittels ausfüllbaren PDF-Dateien zur Verfügung gestellt. Insgesamt hat die Information über die Umfrage etwa 800 Unternehmen erreicht, von denen 78 geantwortet haben. Von diesen Unternehmen sind 76% große Unternehmen, 24% kleine und mittelgroße. Bei den kleinen und mittelgroßen Unternehmen handelt es sich bei ca. einem Drittel um kleine Unternehmen. Ein Großteil der beteiligten Unternehmen kommt aus dem Maschinen- und Anlagenbau. Weitere Branchen, aus den sich Unternehmen beteiligt haben, waren beispielsweise die Elektrotechnik, Chemieindustrie und Metallerzeugung, der Fahrzeugbau und Baumaschinen sowie die Luft- und Raumfahrttechnik.
Die Auswertung der Umfrage zeigt teils deutlich die Unterschiede zwischen kleinen, mittel-großen und großen Unternehmen. So arbeiten kleinere Unternehmen z.B. nur gelegentlich in Normungsgremien mit und überprüfen ihre Normen seltener auf Aktualität und die Verfügbarkeit neuer Normen. Aber auch unter den verschiedenen befragten Abteilungen Einkauf, Konstruktion & Entwicklung, Vertrieb und Normung herrscht bezüglich Normen und Standards nicht immer Einigkeit. So gibt es beispielsweise in Fällen, wo die Anwendung einer Norm nicht durch vertragliche Bedingungen festgelegt ist, unterschiedliche Ansichten über die Zuständigkeit der Entscheidung über deren Anwendung. Auch in anderen Belangen variieren die Ansichten über Normen und Standards sowohl mit der befragten Abteilung, als auch mit der Unternehmensgröße.
Untersuchungen zur Bekanntheit von Prüf- und Gütezeichen und ihrer Inhalte haben gezeigt, dass in diesem Bereich ein großer Informationsbedarf herrscht. Sehr unterschiedlich ist auch die Einschätzung in wieweit die bekannten Zeichen den Marktzugang fördern oder gar erforderlich sind.
Einige Aussagen, die von Gesprächspartnern im ersten Teil der Studie getroffen wurden, sollten durch die Umfrage direkt hinterfragt werden. Die Teilnehmer sollten angeben, ob die Aussagen ihrer Meinung nach zutreffen. Einige dieser Aussagen wurden deutlich bestätigt bei anderen waren die Befragten geteilter Meinung oder haben sie verneint. So werden eine Vereinfachung von Ausschreibungen und eine Verbesserung ihrer Transparenz durch Normen gesehen. Ebenfalls bestätigte sich, dass sich das Sicherheits- und das Qualitätsniveau durch Normen verbessern. Der Einfluss von Sicherheitsnormen auf das Preis-Leistungsverhältnis wird unterschiedlich gesehen. Auch dass die Anzahl der Wettbewerber bei mehr Normung steigt wird nicht von allen Befragten bestätigt. Verneint wurde von einem Großteil der Befragten, dass Normen die Angebotspreise senken und dass es eine Tendenz weg von Patenten hin zur Normung gibt.
Die Aussagen in den Fragebögen wurden sowohl nach den verschiedenen befragten Abteilungen als auch nach der Unternehmensgröße ausgewertet. Kleine Unternehmen stimmen einigen Aussagen deutlich weniger zu als mittelgroße und große Unternehmen. Die negativere Einschätzung, die z.B. bei der Transparenz von Angeboten und beim Sicherheitsniveau deutlich wird, ist möglicherweise durch fehlende Informationen zu erklären.
Der Einfluss von Normen auf den Zugang zum europäischen Markt wird insgesamt positiv gesehen, wobei große Unternehmen dies deutlich eher bejahen als kleine. Dies mag daran liegen, dass große Unternehmen häufig mehr als 50% ihres Umsatzes im Ausland machen, kleine Unternehmen jedoch meist weniger 25%. Die häufig sehr unterschiedlichen länder-spezifischen Regelungen gelten als hinderlich, was für eine weitergehende Harmonisierung der Normen im europäischen, aber auch internationalen Bereich spricht.
Die Forderung von bspw. Sicherheitsnormen in EU-Richtlinien und damit verbundene verbindliche Prüfungen wird im Sinne des Kunden als sinnvoll erachtet. Bemängelt werden aber die unterschiedliche Wettbewerbsstellung durch unterschiedliche Sicherheitsstandards und der zeitliche und monetäre Aufwand sowie die Behinderung durch unklare Anforderungen und zu komplexe Prüfauflagen.
Handlungsbedarf sehen viele Unternehmen beim generellen Aufbau von Normen, deren Anwenderfreundlichkeit und Praxisbezug So empfinden viele die europäischen Normen und Richtlinien als zu komplex, hier werden fallbezogene Lösungsbeschreibungen gewünscht. Im Sinne der Übersichtlichkeit von Normeninhalten, sollten Kurzbeschreibungen von Normen detaillierter erklären wozu die jeweilige Norm dient und welche anderen Normen im Zusammenhang zu ihr stehen. Auch das Beschaffungssystem von DIN-Normen und speziell DIN-VDE-Normen wird von vielen als verbesserungswürdig empfunden. Probleme treten aber auch allgemein im Umgang mit verschiedensten Normen auf. Dies betrifft insbesondere KMU, die sich aufgrund fehlender finanzieller und personeller Mittel nur wenig mit Normen und der Normung beschäftigen können, aber auch größere Unternehmen sehen Verbesserungspotenzial.
Aus den Vorschlägen der Teilnehmer der Umfrage, aus zusätzlichen Gesprächen, Literatur sowie eigenen Feststellungen und Überlegungen sind Handlungsempfehlungen abgeleitet worden. Inhalt dieser Empfehlungen sind u.A. verschiedene Maßnahmen zur Schulung und Information von Unternehmen oder solche, die darauf abzielen, das Interesse an der Normung zu erhöhen, sowie eine aktivere Mitarbeit in der Normung gerade seitens kleiner Unternehmen zu erreichen. Die Liste der Handlungsempfehlungen umfasst gut ein Dutzend Vorschläge, die nach verschiedenen Kriterien bewertet wurden, z.B. nach Eignung für KMU bzw. für größere Unternehmen oder auch zeitnaher Umsetzbarkeit. Die Umsetzung einiger dieser Vorschläge sollte die Möglichkeiten und Chancen der Normung verbessern.

 

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